Effata Öffne dich! (Mk 7, 32-35)
Da brachte man einen Taubstummen zu Jesus und bat ihn, er möge ihn berühren. Er nahm ihn beiseite, von der Menge weg, legte ihm die Finger in die Ohren und berührte dann die Zunge des Mannes mit Speichel; danach blickte er zum Himmel auf, seufzte und sagte zu dem Taubstummen: Effata!, das heißt: Öffne dich! Sogleich öffneten sich seine Ohren, seine Zunge wurde von ihrer Fessel befreit, und er konnte richtig reden.
Seelsorge mit Menschen mit Schwerhörigkeit im Erzbistum Köln
Die Geschichte des Taubstummen bietet einige Hinweise darauf, wie das Seelsorgekonzept mit und für Menschen mit Schwerhörigkeit aussieht. Einige Kennzeichen sollen hier benannt werden.
Aufmerksam
Jesus ist auf das Schicksal des Taubstummen aufmerksam geworden. Das Erzbistum Köln misst der Seelsorge für und mit Menschen mit Schwerhörigkeit besondere Bedeutung zu. Dem Problem Hörbehinderung soll verstärkte Aufmerksamkeit geschenkt werden, indem ein neuer Beauftragter für die Seelsorge mit Menschen mit Schwerhörigkeit benannt worden ist.
Ganz Ohr
Menschen mit Schwerhörigkeit brauchen das Gefühl, von ihrer Umgebung verstanden zu werden. Sich Gehör verschaffen ist eine Sache, jemanden zu finden, der zuhört und Zeit zum Zuhören hat, ist in der gut hörenden Welt nicht unbedingt selbstverständlich. Seelsorge will zuhören und verstehen, will offen sein für die Sorgen und Nöte von hörbeeinträchtigten Menschen.
Offen
Ein Mann mit einer hochgradigen Schwerhörigkeit hat einmal einer Gruppe von gut Hörenden versucht zu erklären, wie das ist, schwerhörig zu sein. Das ist so, wie wenn man Englisch nicht richtig beherrscht und in London nur jedes dritte oder vierte Wort versteht und sich den Rest dazu denken muss.
Oft werden die gut Hörenden aggressiv und lehnen die Menschen mit Schwerhörigkeit ab, weil sie doch nie richtig zuhören und man ihnen alles drei mal sagen muss. Und oft werden schwerhörige Menschen ebenfalls wütend, weil sie sich ungerecht behandelt fühlen. Oder sie werden unsicher und verlieren das Selbstbewusstsein und ziehen sich zurück.
All diese Verhaltensweisen führen zu Kommunikationsstörungen. Und überall, wo diese vorliegen, sind oder werden Menschen behindert.
Jesu Aufforderung Öffne dich richtet sich an alle: an die gut hörenden Menschen wie an die schwerhörigen Menschen.
Befreit
Berührungsangst ist ein Hindernis zum befreiten und befreienden Umgang von Menschen mit Schwerhörigkeit und gut hörenden Menschen. Wenn die Verständnisbarriere überwunden ist, was nicht einzuschränken ist auf das akustische Hören, dann ist ein wichtiger Schritt getan auf dem Weg zur Integration von Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung.